Sonntag, 26. Dezember 2021

Manuskript zu Podcast Folge 4: Das Ende aller Kriege, Die Abschaffung aller Armeen, Schneller fliegen als das Licht

 Hallo Leute,

herzlich willkommen zur vierten Folge meines Podcasts. Heute machen wir einen großen Sprung in die Zukunft. Ich werde über einen Zustand sprechen, der uns heute noch als Utopie erscheint, der deutlich von dem abweicht, was wir als „normal“ empfinden und der für die meisten Menschen unvorstellbar ist: der ewige Weltfrieden und die Abschaffung aller Armeen.


Vor uns allen liegt ein goldenes Zeitalter. Weil wir keine Kriege mehr gegen uns selbst führen werden und weil wir keine teuren Armeen unterhalten müssen, werden wir viele Stufen auf der Evolutionsleiter emporsteigen. Diese positive Entwicklung wird noch eine sehr lange Zeit anhalten. Die Lebenserwartung der Menschheit beträgt Millionen Jahre. Eines Tages werden wir ein zivilisatorisches Niveau erreichen, das uns fast auf die Stufe der Götter hebt. 

Die Zukunft zerrt an uns

Später werden wir in der Rückschau erkennen, dass die Phase des Krieges relativ kurz war. Den Millionen Jahren, die die Menschheit in Frieden verbringen wird, stehen nur wenige Jahrtausende gegenüber, in denen Streit und Gewalt herrschten. Die Historiker der fernen Zukunft werden sich kaum mit dieser frühen Epoche befassen, weil es sich einfach nicht lohnt. Die Zeit ab dem dritten Jahrtausend wird so viele fantastische Entwicklungen beinhalten, dass kaum jemand Lust verspüren wird, einen Blick in unser dunkles Zeitalter zu werfen.

Woher weiß ich das so genau? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten:

1. Tier- und Pflanzenarten können sehr alt werden. Es gibt auf der Erde einige Arten, die als lebende Fossilien bezeichnet werden. Zu den bekanntesten gehört der Quastenflosser. Obwohl dieser Fisch nur ein sehr kleines Gehirn besitzt, lebt seine Gattung bereits seit mehr als vierhundert Millionen Jahren. Und wenn ein so primitives Wesen in den Millionärsclub aufgenommen wird, dann schaffen wir das mit unseren großen Gehirnen und unserer Intelligenz erst recht.


2. Der Weg ist vorgezeichnet. Bereits in meinem ersten Podcast habe ich über den primitiven Hubschrauber gesprochen, den Leonardo da Vinci im fünfzehnten Jahrhundert gezeichnet hat, und ich habe Platons Ideenlehre kurz vorgestellt. Der griechische Philosoph war davon überzeugt, dass Ideen überzeitlich sind, d. h. sie entstehen und vergehen nicht und sind keinem Wandel unterworfen. Dieser Satz ist heute noch genauso bedeutsam wie er es vor 2500 Jahren war. Vor uns liegen großartige Erfindungen, wissenschaftliche Entdeckungen und soziale Entwicklungen, die unser Leben von Grund auf verändern werden. Diese Werke drängen in unsere Realität. Man kann es in einem Satz zusammenfassen: Die Zukunft zerrt an uns. 

Schneller als das Licht

Die Sache hat aber einen Haken. Viele der Erfindungen können missbraucht werden. Sie bieten unreifen Menschen die Möglichkeit, auf primitive Weise ihre Gefühle auszuleben. Man kann andere Menschen damit bedrohen, bestehlen oder unterdrücken. Ein Beispiel: Es ist möglich, mit Überlichtgeschwindigkeit zu fliegen. Unsere Wissenschaftler glauben heute, dass Lichtgeschwindigkeit eine absolute Grenze ist, die von massebehafteten Körpern nicht überschritten werden kann. Und falls doch, würde man unendlich viel Energie dafür benötigen. Das ist richtig. Doch es gibt einen Trick, mit dem man diese Grenze umgehen kann. Im Universum findet ein reger Flugverkehr mit Raumschiffen statt, die sich wesentlicher schneller als das Licht bewegen. Man kann gigantische Entfernungen ohne Zeitverlust zurücklegen, und man braucht dafür nur wenig Energie. In einem späteren Podcast werde ich mehr dazu sagen.

Aber warum besitzen wir diese Technologie noch nicht? Ganz einfach: Weil wir nicht reif dafür sind. Angenommen, man würde in irgendeinem Land ein solches Raumschiff entwickeln. Was würde die Regierung damit anstellen? Dreimal dürft ihr raten. Als Erstes würden sie Waffenstationen daran befestigen, damit man Bomben und Raketen abwerfen kann. Danach würden sie eine Transportmaschine entwickeln, mit der man Soldaten von A nach B bringen kann. Kein Land der Welt könnte sich gegen einen solchen Angriff wehren, weil er ohne Vorwarnung, quasi in Nullzeit erfolgen würde. In dem Augenblick, in dem die Soldaten in das Raumschiff einsteigen, steigen sie auch schon wieder aus.


Mit diesen Militärversionen der Raumschiffe, würden sie auf der Erde gewaltigen Schaden anrichten. Das wäre bereits schlimm genug. Aber man könnte damit auch andere bewohnte Planeten erreichen, von denen es sehr, sehr viele gibt, um die dortige Bevölkerung zu unterwerfen - und das wäre absolut unverzeihlich. Deshalb besteht für primitive Zivilisationen - so wie unsere - eine natürliche Obergrenze des Denkens. Wir bekommen keine Erfindung, für die wir nicht moralisch qualifiziert sind. Egal wie sehr sich unsere Wissenschaftler anstrengen, sie werden kein Raumschiff bauen können, das unsere Astronauten zu fremden Sonnensystemen bringt. 

Die üblichen Verdächtigen

Aber ich habe auch eine gute Nachricht für euch: Wir können uns qualifizieren, wir können die nächste Stufe auf der Evolutionsleiter erklimmen. Voraussetzung ist, dass wir unseren Militarismus überwinden. Wir brauchen ihn nicht. Krieg erfüllt keinen Zweck, Frieden ist der Normalzustand. Was müssen wir tun, um sicherzustellen, dass nie wieder ein Krieg ausbricht? Zunächst einmal sollten wir nicht gegen den Militarismus ankämpfen. Wenn man etwas bekämpft, macht man es nur stärker. Wir sollten die tieferen Ursachen erkennen und auflösen.

Doch was sind die Ursachen des Krieges? Es sind natürlich wie immer die Gefühle. Oft spielt Gier eine wichtige Rolle - Gier nach Macht, Land und Rohstoffen. Gier ist übersteigerte Angst. Auf persönlicher Ebene sind Menschen gierig, weil sie Angst vor dem Tod haben. Sie versuchen, so schnell wie möglich einen großen Teil vom Leben abzubekommen und werden deshalb gierig nach Geld, Sex und Statussymbolen. Politiker sind oft gierig, weil sie Angst haben vor dem politischen Gegner oder dem eigenen Volk. Deshalb versuchen sie, möglichst viel Macht und Einfluss zu gewinnen, um damit von ihrer eigenen Schwäche abzulenken. Und wenn es gar nicht anders geht, überfallen sie ein fremdes Land, um ihre Gier zu befriedigen. Das beste Beispiel dafür ist Saddam Husseins Angriff auf Kuwait im Jahr 1990.



Auch die normale Angst, also die Angst in Reinform ist oft Kriegstreiber. Der Kalte Krieg, der bis 1990 anhielt, basierte auf Angst. Der Westen hatte Angst vor dem Kommunismus, und der Osten hatte Angst vor dem Kapitalismus. Beiden Seiten gelang es nicht, sich selbst zu analysieren und zu erkennen, dass sie Opfer ihrer ungeklärten Gefühle waren. Es war bequemer für sie, der jeweils anderen Seite die Schuld zu geben und sich selbst als unschuldiges Opfer zu fühlen.

Konkrete Maßnahmen

Aber auch hier gibt es einen Ausweg. In der dritten Folge meines Podcasts habe ich vorgeschlagen, dass wir in der Schule das Fach Gefühlskunde einführen. Den Kindern werden dabei zwei wichtige Erkenntnisse vermittelt.

1. Gefühle sind unsere wahre Realität. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung der Welt und sie steuern unsere Entscheidungen.

2. Man sollte seine Gefühle weder verdrängen, noch sollte man sich von ihnen beherrschen lassen. Stattdessen sollte man sie bewusst wahrnehmen und ein inneres Gleichgewicht herstellen.

Das gilt aber nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Oft erleben wir es im Alltag, dass wir von unseren Gefühlen negativ beeinflusst werden. Etwa, wenn in genau dem Moment, in dem wir uns einer Kreuzung nähern, die Ampel auf Rot umspringt. Es bringt nichts, sich darüber zu ärgern. Durch einen lauten Fluch schaltet die Ampel auch nicht schneller um. Stattdessen sollten wir die Gelegenheit nutzen, um tief durchzuatmen und nach Innen zu horchen. Welches Gefühl ist jetzt dominant? Will ich mich wirklich sinnlos ärgern, oder will ich mich lieber für einen Moment entspannen und neue Kräfte sammeln?

Diese Form der Achtsamkeit hilft uns persönlich, und sie hilft uns auf kollektiver Ebene. Politiker, die bei sich selbst für einen Ausgleich sorgen, sind nicht gierig, nicht ängstlich und nicht wütend. Sie brauchen keine Feinde, weder im Inneren noch im Äußeren. Deshalb werden sie auch kein Land mehr bedrohen oder sogar angreifen.

Natürlich kann dieser Zustand nicht von heute auf morgen erreicht werden. Der Umbau der Gesellschaft sollte langsam und in vielen kleinen Schritten erfolgen. Neben dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen muss man auch die zahlreichen Arbeitsplätze berücksichtigen, die mit dem Militärsektor verbunden sind. Ein möglicher Weg ist deshalb, die Armeen in technische Hilfsdienste umzuwandeln. Als Vorbild kann hier das Technische Hilfswerk (THW) dienen, das weltweit bei Katastrophen zum Einsatz kommt. Flugzeuge sollten zum Transport von Hilfsgütern eingesetzt werden, nicht zum Abwurf von Bomben. Junge Männer sollten Waldbrände und Dürren bekämpfen, aber nicht einander. Auf diese Weise bleiben die Arbeitsplätze bestehen, und Millionen Menschen erhalten auch in Zukunft eine berufliche Perspektive.


Derzeit erleben wir bereits eine ähnliche Entwicklung. Die Bundeswehr hilft mit bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie: Die Luftwaffe verlegt Intensivpatienten mit Spezialflugzeugen, in den Gesundheitsämtern helfen Soldaten aus, der Corona-Krisenstab der Bundesregierung wird von einem Generalmajor der Bundeswehr geleitet. Damit sind die ersten Schritte des Umwandlungsprozesses getan.

Ein historischer Präzedenzfall

Skeptiker werden jetzt sagen: „Das ist eine Illusion. Es wird immer böse Menschen geben, deshalb wird es auch immer Soldaten geben. Wir müssen uns ja schließlich verteidigen. Die bösen Menschen sind schuld, sie haben angefangen.“ Wer seine Ängste auf diese Weise rechtfertigt, wird die Entwicklung verzögern, aber nicht aufhalten. 

Neben dem Krieg gab es über Jahrtausende hinweg ein zweites großes Menschheitsverbrechen: die Sklaverei. In allen Ländern und Kulturen wurden unzählige Menschen gefangen genommen und zur Arbeit gezwungen, oft unter grausamen Bedingungen. Sklaven mussten in der Landwirtschaft, in Bergwerken und Fabriken schuften, sie mussten auf Galeeren rudern, in den Krieg ziehen oder zum Vergnügen ihrer Herrschaften gegeneinander kämpfen. Unzählige Frauen und Kinder wurden sexuell ausgebeutet. Das Leid, das dabei entstand, ist unermesslich.

Im 17. Jahrhundert formierte sich endlich eine Gegenbewegung, die dazu führte, dass rund zweihundert Jahre später die Sklaverei fast überall abgeschafft wurde. Doch zuvor kam es zu harten Auseinandersetzungen. Befürworter der Sklaverei argumentierten ähnlich wie Befürworter des Militarismus: „Das ist eine Illusion. Es wird immer Arbeit geben, deshalb wird es auch immer Sklaven geben. Wer soll denn sonst die Arbeit machen? Wir doch nicht! Wir sind die Chefs! Leider können wir die Arbeiter auch nicht anständig bezahlen, weil die Produkte sonst viel zu teuer werden.“


Heute wissen wir, dass sich die Gegner der Sklaverei letztlich durchsetzten. Eine ähnliche Entwicklung kann man auch für den Militarismus vorhersagen. Alle Armeen werden schrittweise durch technische Hilfswerke ersetzt werden – und es wird keine zweihundert Jahre dauern. Wenn das erreicht ist, können wir mit Überlichtgeschwindigkeit durch das Universum reisen und fremde Lebensformen, von denen einige sehr, sehr intelligent sind, entdecken.

Doch zuvor müssen wir unsere Kultur auf eine höhere Stufe heben. Wir brauchen eine bessere Geisteswissenschaft, die offen ist für neue Einflüsse, eine bessere Schulausbildung, und wir brauchen bessere Filme und Bücher, mit denen wir die neuen Ideen verbreiten. Ich selbst bin mit gutem Beispiel vorangegangen und habe zwei Bücher geschrieben, die von einer Kultur mit einem höheren Bewusstsein handeln. Wer mehr darüber erfahren will, sollte meinen Blog besuchen. Die Adresse lautet: konrad-pilger.blogspot.com.

Das war’s für heute. Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und wünsche alles Gute

Euer Konrad Pilger

Sonntag, 12. Dezember 2021

Manuskript zu Podcast Folge 3: Die Wut der Querdenker, Gefühle als Urkraft, Neues Schulfach Gefühlskunde

 Hallo Leute,

herzlich Willkommen zur dritten Folge meines Podcasts. Was ich heute erkläre, ist enorm wichtig und wird die Grundlage für viele weitere Folgen bilden. Es geht um die wahre Realität des Menschen, und die ist anders, als es die meisten Zuhörer vermuten würden. Heutzutage ist die Vorstellung weit verbreitet, dass wir Menschen vernunftbasierte Wesen sind, dass wir die Welt durch unsere Sinne wahrnehmen, die Informationen mit unserem Verstand verarbeiten und logische Entscheidungen treffen. Das ist falsch. Wir erfahren unser Leben vor allem durch Gefühle, weniger durch Gedanken. Unsere gesamte Wahrnehmung wird von Gefühlen beeinflusst, alle Entscheidungen werden von Gefühlen gesteuert. Wenn wir uns darüber bewusst werden und danach handeln, können wir extreme Fortschritte machen. Innerhalb weniger Jahrzehnte werden wir mehrere Stufen auf der Evolutionsleiter hinaufsteigen. Es sind Entwicklungen möglich, die sich die meisten Menschen heute noch gar nicht vorstellen können.

Diese These werde ich anhand eines Phänomens erläutern, dass im Moment breiten Raum in den Medien einnimmt: Ich spreche von den Querdenkern. Damit ist eine radikale Minderheit gemeint, die sich im Sommer 2020 gebildet hat und seitdem versucht, staatliche Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zu verhindern. In Deutschland fanden zahlreiche Demonstrationen statt, viele davon ohne Genehmigung, teilweise wurde Gewalt ausgeübt.


Aber auch in anderen Ländern gibt es radikale Kräfte, die die staatliche Gesundheitspolitik bekämpfen. Besonders hervorstechend  ist der Fall von Marcus Lamb, einem amerikanischen Fernsehprediger und Impfgegner. In seinen Sendungen hatte er behauptet, Impfungen würden das Immunsystem töten oder zu neurologischen Schäden führen. Deshalb empfahl er, sich nicht impfen zu lassen und stattdessen zu beten und im Fall einer Ansteckung nicht zugelassene Medikamente einzunehmen. Marcus Lamb erkrankte selbst an Corona und starb im November 2021. Wäre er rechtzeitig geimpft worden, würde er wahrscheinlich heute noch leben.

Gemeinsame Basis aller Menschen

Jetzt könnte man daraus den Schluss ziehen, dass die Menschheit in zwei Gruppen gespalten ist. In Querdenker, die von ihrer Wut gesteuert sind und deshalb die Impfung verweigern, und in die Mehrheit der Menschen, die von der Vernunft gesteuert sind und sich deshalb impfen lassen. Das ist ein Irrtum. In beiden Fällen sind Gefühle die Grundlage der Entscheidungen.

Bei den Querdenkern ist es wie bereits erwähnt ihre Wut, manchmal sogar Hass. Wut ist übersteigerte Angst. Die Querdenker haben Angst vor den Nebenwirkungen der Impfung, sie glauben, sie könnten daran schwer erkranken oder sogar sterben. Ihre Angst ist so groß, dass sie die Impfung nicht bloß verweigern und ansonsten normal weiterleben. Nein, sie wollen auch, dass die Welt von ihrer Entscheidung erfährt, sie wollen andere überzeugen, es ihnen gleichzutun.

Missionarischer Eifer ist kein neues Phänomen. Wenn jemand auf die Straße geht und Lärm macht, wenn jemand Plakate hochhält und Parolen brüllt, ist das in vielen Fällen ein Zeichen einer emotionalen Notlage. Die Person leidet unter einem emotionalen Ungleichgewicht und versucht, ihr Leid zu lindern. Nur leider geht sie den völlig falschen Weg. Auf der Straße trifft sie sich mit anderen, gleichgesinnten Personen – so wie auch in den sozialen Medien –, man bestätigt sich gegenseitig in seiner Meinung und radikalisiert sich noch weiter. Andersdenkende werden zu Feinden erklärt, im schlimmsten Fall wird Gewalt gegen sie ausgeübt.

Auf meinem Blog Konrad Pilger Blogspot findet ihr dazu ein vielsagendes Symbolbild. Es zeigt einen Filmprojektor, der die Zeichnung eines großen Corona-Virus an eine Wand wirft. Damit ist im Grunde alles gesagt: Querdenker projizieren ihre Angst und Wut in die Krankheit und leben dadurch ihre Gefühle aus. Der Bildwerfer wird gerne auf Einrichtungen wie Krankenhäuser, Arztpraxen und Ministerien gerichtet, weil sie große Projektionsflächen bieten. Auch Menschen können Opfer dieser übersteigerten Gefühle werden: Gesundheitsminister, Ärzte, Krankenschwestern, Wissenschaftler und jeder, der eine andere Meinung vertritt. Es geht dabei nicht um die Objekte oder die Personen, die damit angestrahlt werden, sondern immer nur um die Gefühlslage desjenigen, der den Projektor bedient.

 

Der Gefühls-Projektor

Kommen wir jetzt zum Gegenbeispiel, den Impfwilligen. Diese Menschen sind nicht allein von der Vernunft gesteuert, also der Fähigkeit, Erkenntnisse zu gewinnen und danach zu handeln. Vernunft ist ein Instrument des Geistes, so wie die Fähigkeit Sprache zu benutzen oder sich die Zukunft vorzustellen. Aber Vernunft ist keine Ausdrucksform der Seele. Seele wiederum ist kein wissenschaftlicher Begriff, deshalb werde ich das weniger genaue Wort Psyche benutzen. Den Unterschied zwischen Geist und Seele werde ich in einem späteren Podcast erläutern.

Die wahre Ausdrucksform der Psyche sind unsere Gefühle. Auch die scheinbar rationalen Menschen, die sich impfen lassen, werden von ihren Gefühlen angetrieben. In diesem Fall ist Angst ebenso im Spiel. Wiederum ist es Angst vor Krankheit und Tod – nur diesmal in umgekehrter Weise. Diese Menschen fürchten, dahinzusiechen und zu sterben, wenn sie die Impfung NICHT bekommen. Aber da ist noch eine weitere, stärkere Emotion, nämlich Liebe. Diese Menschen empfinden Liebe zu sich selbst, zum eigenen Leben, zum eigenen Körper. Und mehr noch, dieses Gefühl wird auch auf andere Menschen ausgedehnt: Liebe zu Freunden und Verwandten, Liebe zu allen Mitmenschen, die ebenfalls durch eine Impfung geschützt werden. Je mehr Menschen geimpft sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir Corona bald unter Kontrolle bekommen. Wir werden die Krankheit vorerst nicht ausrotten können, aber wir werden ihre Folgen abmildern können. Die Impfwilligen wissen das und bringen dadurch Nächstenliebe zum Ausdruck. 

Eine Verbindung zum Urmenschen

Ich gebe noch ein letztes Beispiel, um meine These zu verdeutlichen. Auf meinem Blog findet ihr auch ein Bild mit dem Titel Dino-SUV. Das ist ein Kinderspielzeug, das aus zwei Elementen besteht. Unten seht ihr das Fahrgestell eines Geländewagens, mit breiten Reifen und hoher Bodenfreiheit, darauf befindet sich der riesige Kopf eines Dinosauriers. Der Fahrer würde quasi hinter den Augen des Tieres sitzen. Der Dino-SUV ist ein wunderbares Symbol für das unvernünftige, emotionale Wesen des Menschen.

Dino-SUV

Seit Jahren sehen wir immer mehr Pseudogeländewagen, genannt SUVs im Straßenverkehr. Wer braucht diese Autos? Eigentlich niemand. Sie sind groß, schwer und verbrauchen unnötig viele Ressourcen. Aber warum kaufen so viele Menschen SUVs? Natürlich aus emotionalen Gründen. Der Fahrer oder die Fahrerin fühlt sich stark und mächtig, er oder sie glaubt, darin bei Unfällen besser geschützt zu sein, was durch Statistiken leider nicht bewiesen wird. Außerdem fühlt man sich anderen Menschen überlegen, weil man buchstäblich auf sie herabschauen kann. Ich bin hier oben, und du bist da unten. Ich Chef, du nix.

Wenn wir vernunftbasierte Wesen wären, würden wir alle kleine Autos mit kleinen Motoren fahren. Sie verbrauchen wenig, beanspruchen wenig Verkehrsfläche, und man kommt mit ihnen genauso gut von A nach B. Doch kleine Vernunftautos haben einen entscheidenden Nachteil: Mit ihnen kann man seine Ängste nicht bekämpfen. Man fühlt sich in ihnen klein und machtlos. Sicherheit und Prestige gewinnt man nur, wenn man ein großes Auto  mit einem bekannten Markennamen fährt. 

Die positive Seite der Angst

Angst ist aber grundsätzlich kein negatives Gefühl, im Gegenteil, sie ist sehr wichtig für unser Überleben. Angenommen, wir stehen an einem Abgrund, vielleicht auf den Klippen einer Meeresküste. Dann hält die Angst uns davon ab, leichtsinnig zu werden. Das Gefühl verhindert, das wir zu nah an die Kante herangehen und abstürzen, vielleicht, weil ein Windstoß aufkommt oder der Felsen unter unseren Füßen abbricht. Und wenn eine Pandemie wie Corona auftritt, dann bringt die Angst die Menschen dazu, sich impfen zu lassen. Angst besitzt also wie jedes Gefühl auch positive Seiten. Es kommt darauf an, ein Gleichgewicht zu erreichen. Wir sollten uns über unsere Gefühle bewusst sein. Wir sollten kein Gefühl unterdrücken und uns von keinem Gefühl beherrschen lassen. Beide Schalen der Waage sollten auf gleicher Höhe sein.

Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage: Wie soll man mit Querdenkern umgehen? Wie kann man ihnen helfen? Die bittere Wahrheit ist: Den meisten kann man überhaupt nicht helfen. Sie sind Dogmatiker, Betonköpfe, die nicht von ihren Überzeugungen abrücken. Mit Argumenten kann man sie nicht beeindrucken. Man kann ihnen haufenweise Material vorlegen, das die Wirksamkeit von Impfungen belegt – Studien, Statistiken, persönliche Erfahrungsberichte – doch sie werden alles zurückweisen und stattdessen eigene „Beweise“ vorlegen, die einer Überprüfung in der Regel nicht standhalten. Kurz gesagt: Bei den meisten Querdenkern ist Hopfen und Malz verloren. Sie werden entweder durch Schaden klug werden – sprich eine Corona-Infektion – oder sie werden gar nicht mehr klug. 

Neues Schulfach: Gefühlskunde

Das Beste, was wir machen können, ist zu verhindern, dass neue extremistische Bewegungen entstehen. Deshalb sollten wir schon im Kindesalter ansetzen und in der Schule das Fach Gefühlskunde einführen. Den Kindern wird dabei das vermittelt, was ich hier bereits sagte.

1. Gefühle sind unsere wahre Realität. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung der Welt und sie steuern unsere Entscheidungen.

2. Man sollte seine Gefühle weder verdrängen, noch sollte man sich von ihnen beherrschen lassen. Stattdessen sollte man sie bewusst wahrnehmen und ein inneres Gleichgewicht herstellen.

Neben dem theoretischen Unterricht wird es auch praktische Übungen geben. Sinnvoll sind Rollenspiele, die extreme Gefühle erzeugen. Beispiel: Ein Schüler wird in Gegenwart der gesamten Klasse ungerecht behandelt, er wird beleidigt und herumgeschubst. Einmal erlebt er die Gefühle aus Sicht des Opfers und einmal aus Sicht des Täters. Hinterher wird die Situation gemeinsam analysiert und nach Auswegen gesucht.

 


So etwas findet heute bereits in Ansätzen statt, vor allem im Bereich der Sozialkunde. In Zukunft wird man dafür ein eigenes Fach einrichten, mit dem Titel Gefühlskunde. Auch in diesem Fall bin ich natürlich nicht der Erste, der auf diese Idee gekommen ist. Stellvertretend für alle Menschen, die sich mit ähnlichen Projekten befassen, möchte ich nur einen Namen nennen: Professor Reinhard Haller aus Österreich. Haller ist Psychotherapeut und ein erfolgreicher Sachbuchautor, der mehrere Bücher über die Bedeutung der Gefühle geschrieben hat. Er hat vorgeschlagen, dass Emotionsunterricht ein neues Schulfach werden soll, vor allem um damit Gewalt und Kriminalität zu bekämpfen.

Die Lehrer der Zukunft werden deshalb nicht nur Vermittler von Wissen sein, sondern auch Ausgleicher. Je früher die Menschen zu einem emotionalen Ausgleich gelangen, am besten schon im Grundschulalter, desto weniger Probleme werden sie als Erwachsene haben. Auch die Gesellschaft profitiert davon. Menschen, die die Bedeutung der Gefühle kennen, sind weniger anfällig für politischen oder religiösen Extremismus. Sie werden erkennen, wenn ein Politiker oder ein Prediger versucht, Angst oder Wut bei seinen Anhängern auszulösen und werden nicht auf die Tricks hereinfallen. Auf lange Sicht – innerhalb der nächsten fünfzig oder hundert Jahre – werden deshalb alle radikalen Bewegungen aussterben. Das Schulfach Gefühlskunde wird nicht die alleinige Ursache sein, aber es wird einen wichtigen Beitrag zum Weltfrieden liefern. 

Unfreiwillige Bestätigung

Kurzfristig sollten wir uns aber keine großen Hoffungen machen. Noch befinden wir uns auf einer niedrigen Bewusstseinsebene, auch diese Erkenntnis muss sich erst durchsetzen. Nachdem dieser Podcast veröffentlich wurde, werde ich viele Reaktionen von den Querdenkern erhalten. Sie werden sagen: „Du hast doch keine Ahnung. Informier dich doch mal. Geh auf diese oder jene Internetseite. Du bist ein Idiot.“

Damit werden sie genau das bestätigen, was ich hier in diesem Podcast gesagt habe. Gefühle sind unsere wahre Realität. Sie treiben uns zu unseren Taten an. Im Fall der Querdenker sind Angst und Wut die Triebfedern, in meinem Fall sind es Mut und Liebe. Letztlich werde ich der Gewinner sein.

So, das soll für heute genug gewesen sein. Auf das Thema Gefühle werde ich noch in vielen weiteren Podcasts eingehen. Wer heute schon mehr erfahren will oder die erwähnten Symbolbilder sehen will, sollte die Seite Konrad-Pilger.Blogspot.com besuchen.

Ich sage Danke für die Aufmerksamkeit und wünsche alles Gute

Euer Konrad Pilger


Freitag, 3. Dezember 2021

Manuskript zu Podcast-Folge 2: Corona-Versagen der Politik, Ausgleicher machen es besser

Hallo Leute,

herzlich willkommen zur zweiten Folge meines Podcasts. Heute werde ich das Prinzip des Ausgleichens näher erläutern. Als Beispiel dient die Politik, und hier besonders der Umgang mit der Corona-Pandemie. Doch dabei bleibt es nicht. Das Ausgleicher-Prinzip wird sich in Zukunft auf alle Lebensbereiche ausdehnen, auch auf die Wirtschaft, die Kultur, die Geisteswissenschaften und vor allem auf die Medizin. Eines Tages werden wir dazu in der Lage sein, durch einen intelligenten Ausgleich von Kräften alle Krankheiten zu heilen. Mehr noch, wir werden sogar verhindern, dass Krankheiten wie Corona entstehen, und wir werden die Lebenszeit der Menschen deutlich verlängern. Ein Lebensalter von mehr als zweihundert Jahren ist möglich. Aber dieses Thema ist so komplex, dass ich ihm mehrere Folgen des Podcasts widmen werde.



Jetzt aber zur heutigen Folge: Politik. Im Moment scheint es in den Medien nur ein Thema zu geben: die Corona-Pandemie. Es ist Anfang Dezember 2021, Deutschland befindet sich am Beginn der vierten Welle. In den Nachrichten sieht man Bilder von langen Schlangen von Menschen, die sich impfen lassen möchten. Einige von ihnen wollen die Booster-Impfung erhalten, also die Auffrischung einer älteren Immunisierung, andere wollen ihre zweite Spritze bekommen, und wieder andere sind noch gar nicht geimpft. Verglichen mit anderen Industrienationen ist die Impfrate bis jetzt relativ niedrig. Laut Statista waren im November 69 Prozent der Bevölkerung zweifach geimpft. In Frankreich waren es bereits 79 Prozent, in Portugal 86 Prozent und im Stadtstaat Gibraltar sogar über 100 Prozent.

Auch in anderen Bereichen schneidet unser Land schlecht ab. Beispiel Schule. Laut einem Bericht des ifo Instituts haben Schulschließungen Kinder und Jugendliche besonders stark eingeschränkt. So hatten die Schulen in den Niederlanden, Spanien und Schweden deutlich kürzer geschlossen als in Deutschland, außerdem waren die Einschränkungen für Schulkinder größer als für Erwachsene. Und natürlich liegen wir auch bei der Digitalisierung ganz weit hinten. Ich zitiere: Andere europäische Länder nutzen schon seit mehreren Jahren digitale Techniken in der Schule, konnten daher einfacher auf Distanzlehre umstellen und ihre Schüler besser mit Wissen versorgen.“ 

Totales Versagen der Politik

Jetzt könnte man argumentieren, dass wir es hier mit völlig neuen Problemen zu tun haben, die es so noch nie zuvor gegeben hat und die Politik deshalb überfordert ist. Das ist falsch. Wir hatten bereits drei andere Corona-Wellen, in denen die deutschen Politiker ebenfalls versagten. Hier ein kurzer Rückblick: Die Corona-Pandemie begann Ende 2019 in China, wurde von den dortigen Behörden aber zunächst verschleiert. Der erste Fall trat in Deutschland bereits am 27. Januar 2020 auf. Die Bundesregierung reagierte zögerlich und unkoordiniert. Noch am 18. Februar verschenkte Außenminister Maas tonnenweise medizinische Hilfsgüter wie Schutzmasken an China, obwohl das Land der weltgrößte Produzent derartiger Güter ist. Wenig später fehlte das Material bei der Bekämpfung der Pandemie in Deutschland.

Das dilettantische Verhalten der Regierung setzte sich fort. Gesundheitsminister Spahn weigerte sich, den Reiseverkehr mit China einzuschränken, so wie es andere Länder taten, es fand nicht mal eine Fiebermessung von Reisenden an den Flughäfen statt. Außerdem kam es zu einem Mangel an Schutzausrüstung wie Mund-und-Nasenschutz und Atemschutzmasken, obwohl Ärzte und Pharmavertreter bereits im Vorfeld darauf hinwiesen, dass derartiges Material knapp werden würde. Das Gesundheitsministerium hielt es nicht für nötig, ihre Warnungen zur Kenntnis zu nehmen. Nicht einmal die Mitteilungen dieser Fachleute wurden beantwortet.

Genau dasselbe Problem hat sich jetzt, im Dezember 2021, wiederholt. Es gibt zu wenig Material, diesmal ist es Impfstoff, und es wird schlecht verteilt. Viele Ärzte berichten, dass sie zu wenig Impfstoff bekommen und dass deshalb unzählige Impftermine verschoben werden müssen. Gleichzeitig werden immer mehr Patienten in die Intensivstationen eingewiesen, vielleicht sind sie bald überlastet und es wird zu Todesfällen wegen mangelnder Versorgung kommen. Grund dafür ist wieder einmal schlechte Planung.

Der Fehler liegt im System

 An dieser Stelle könnte man einwenden, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt. Jens Spahn war ein besonders unfähiger Minister, im Großen und Ganzen läuft es aber ziemlich gut in der Politik. Falsch, wir haben es hier mit einem strukturellen Problem zu tun. Deshalb noch ein zweites Beispiel: Digitalisierung. Als Angela Merkel Kanzlerin wurde, stand Deutschland im Bereich Mobilfunk und Internetgeschwindigkeit an der Spitze Europas. Während ihrer 16-jährigen Regentschaft sind wir auf einen der letzten Plätze zurückgefallen, obwohl zahlreiche Fachleute auf die Schwächen ihrer Politik hingewiesen haben. Unter anderem wurde gefordert, den Ausbau der Glasfasernetze voranzutreiben und die komplizierten Genehmigungs- und Förderverfahren zu vereinfachen. Die Regierung versprach viel, tat aber fast nichts.



In beiden Fällen liegt der Fehler im System begründet. Heute ist unsere Regierung wie eine Pyramide aufgebaut. Jens Spahn, der Gesundheitsminister, und Andreas Scheuer, der Minister für Digitale Infrastruktur, standen auf der zweithöchsten Stufe, direkt unter der Bundeskanzlerin. Sie konnten während ihrer Amtszeit weitgehend selbständig agieren, ohne dass sie jemand kontrollierte oder ihnen Anweisungen erteilte.

Das einfache Wahlvolk stand und steht noch immer weit unter den Ministern, auf der niedrigsten Stufe. Während der Legislaturperiode hat der Bürger oder die Bürgerin keine Möglichkeit, um auf das Ministerium einzuwirken. Ein Minister hat im wahrsten Sinne des Wortes Narrenfreiheit. Er kann seine Arbeit engagiert und leidenschaftlich machen und große Erfolge erzielen – oder er kann dumm, faul und inkompetent sein und großen Schaden anrichten. 

Es gibt eine Alternative

Es bringt aber nichts, sich immer nur aufzuregen. Besser ist es, eine Alternative aufzuzeigen. Eine effiziente Lösung für unsere politischen Probleme ist das Prinzip des Ausgleichens. In der Corona-Pandemie wäre alles völlig anders gekommen, wenn die Bundeskanzlerin eine Ausgleicherin gewesen wäre. Dabei würde sie nicht an der Spitze einer Pyramide stehen, unerreichbar für das einfache Volk, sondern sie würde eine symbolische Waage bedienen, um Konflikte zu lösen, Interessen auszugleichen und das Land bestmöglich zu regieren.

Aber auch das Volk besitzt mehr Rechte im neuen System. Ich konzentriere mich in dieser Folge des Podcasts auf das Initiativrecht der Bürger. Konkret hätte es im Fall der Corona-Pandemie folgendermaßen funktioniert: Fachleute wie Ärztevertreter oder Forscher aus der Pharmaindustrie hätten das Recht gehabt, ein Ausgleichsverfahren zu beantragen. Das kann man sich ähnlich wie eine „aktuelle Stunde“ vorstellen, bei der der Gesundheitsminister den Bürgern Rede und Antwort stehen muss. Er müsste erklären, warum er nicht auf die Warnungen der Ärzteschaft gehört hat, warum er so wenig Material bestellt hat und den Flugverkehr mit Risikoländern nicht eingestellt hat. Gleichzeitig haben die Fachleute auch ein Vorschlagsrecht. Sie dürfen ihrerseits Berechnungen anstellen über den Verbrauch von Material und über die Vorräte, die man rechtzeitig anlegen sollte.



Und mehr noch: Sie dürfen auch Vorschläge über die konkreten Abläufe machen. Wer wird geimpft, in welcher Reihenfolge, an welchen Orten, zu welchen Zeiten, wann ist eine Booster-Impfung notwendig, wie wird sie organisiert. Ähnliches gilt für die Schulen. Lehrerinnen und Lehrer dürfen ein eigenes Verfahren beantragen. Sie dürfen die Probleme schildern, die sich durch den Ausfall des Unterrichts ergeben, und sie dürfen Vorschläge für die Lösung der Probleme unterbreiten. Das gilt natürlich auch für den Handel, für die Reisebranche, für die Veranstaltungsbranche, das Hotelgewerbe und alle anderen, die von der Corona-Krise betroffen sind. Alle Fachleute, die ein berechtigtes Interesse haben, dürfen ihren Fachminister zur Rede stellen und sie dürfen Vorschläge zur Verbesserung seiner Politik machen. Der Minister muss dazu Stellung beziehen, er darf sich nicht wegducken und sich seiner Verantwortung entziehen.

Die Ausgleicherin ist in diesem Fall also eine Vermittlerin zwischen dem Minister auf der einen Seite und den unabhängigen Experten und Bürgern auf der anderen Seite. Im nächsten Schritt wird sie jene Vorschläge auswählen, die am meisten Erfolg versprechen, und von Experten bewerten lassen. Beim nächsten Kabinettstreffen wird die Kanzlerin dem Minister die nun geprüften und verbesserten Konzepte vorlegen und aufgrund ihrer Richtlinienkompetenz verlangen, dass sie umgesetzt werden. Dadurch wird man Krisen wie die Corona-Pandemie schnell und effektiv lösen. 

Heutige Lage ist unzureichend

Natürlich gibt es heute bereits ähnliche Instrumente. Wir kennen zum Beispiel die Fragestunde im Bundestag. Die Vertreter der Regierung beantworten dabei Fragen der Abgeordneten – ebenso gut könnten sie aber auch ein Lied singen oder eine Seite aus dem Telefonbuch vorlesen. Die praktische Bedeutung dieser Veranstaltung ist gleich null. Auch wenn erkannt wird, dass die Regierung Fehler gemacht hat, muss sie ihr Verhalten nicht ändern. Eine Abrechnung erfolgt erst bei der nächsten Wahl – und dann wird es für viele Corona-Kranke zu spät sein.

Ein Ausgleicher hingegen würde die Arbeit der Regierung ständig überwachen und verbessern, er würde die Bürger in die politische Arbeit einbinden, die Prozesse beschleunigen und bis zum erfolgreichen Ende begleiten. Auch kurzfristige Eingriffe in die Tagespolitik sind möglich.

Ebenso ist es heute längst üblich, dass Minister von Fachleuten beraten werden. Aber da ist ein interessantes Phänomen zu beobachten. Die meisten Politiker umgeben sich mit Beratern, die dieselbe Meinung wie sie vertreten. Als Beispiel dient noch einmal Andreas Scheuer, der auch Verkehrsminister war und als solcher das Desaster um die PKW-Maut zu verantworten hatte. Es war von Anfang an klar, dass sie so wie sie Scheuer geplant hatte, gegen EU-Recht verstoßen würde. Unabhängige Juristen haben das bestätigt. Die sogenannten „Experten“ in Scheuers Ministerium hörten jedoch nicht auf die Kritik und versuchten das Vorhaben durchzusetzen. Das Ende vom Lied: Die PKW-Maut kam nicht, dem Staat entstand ein Schaden von vermutlich mehreren Hundert Millionen Euro. Das Ministerium besitzt zwar ein Gutachten über die genaue Schadenshöhe, hält es aber unter Verschluss. Und warum tat Scheuer das? Ganz einfach: Weil er es konnte. Er stand weit oben in der Pyramide und nutzte seine Macht aus. Niemand hat ihn kontrolliert, niemand hat ihn rechtzeitig gestoppt.

Kurios ist auch folgende Methode: Politiker geben über ihre Ministerien oder über die Stiftungen ihrer Parteien wissenschaftliche Studien in Auftrag. Die Studien werden von Leuten durchgeführt, die der jeweiligen Partei nahestehen. Anschließend berufen sich die Politiker auf die Studien, die sie selbst finanziert haben. Sie schmoren also in ihrem eigenen Saft. Das ist einer der Gründe für die politische Erstarrung in Deutschland. Im System der Ausgleicher sind solche Fehlentwicklungen nicht möglich. 

Mut zur Innovation

Das schöpferische Potenzial an der Spitze der Pyramide ist allein schon deshalb beschränkt, weil sich dort nur wenige Personen befinden. Oben stehen vielleicht ein paar Hundert Berufspolitiker und Spitzenbeamte, die das Land und seine wichtigen Institutionen beherrschen. Darunter stehen über achtzig Millionen Menschen, die trotz all ihrer Kenntnisse und Erfahrungen nicht am Prozess des Regierens und Gestaltens beteiligt sind – das ist nicht nur unvernünftig, das ist verrückt.





Kommen wir noch einmal zurück zur Corona-Krise. Ärzte sind keine Idioten, Apotheker und Forscher aus der Pharmaindustrie ebenso wenig. Es sind Fachleute, die jeden Tag mit der Pandemie zu tun haben. Diese Menschen besitzen ein enormes Fachwissen, sie besitzen Mut, Energie, Tatkraft und Kreativität. Aber ihnen sind die Hände gebunden, weil unser politisches System wie eine Pyramide aufgebaut ist. Wer oben steht, entscheidet alles. Wer unten steht, muss alles ertragen, jede Fehlentscheidung, jede Fehlplanung und jede politische Dummheit, die man sich nur vorstellen kann. Dieses System muss dringend reformiert werden.

Es geht dabei nicht nur um organisatorische Abläufe, sondern um eine tief greifende Veränderung unserer Gesellschaft. Der Obrigkeitsstaat hat endgültig ausgedient. Hierarchien werden aufgelöst. Niemand steht mehr über dem anderen. Ein Amt auszuüben bedeutet, dem Volk zu dienen und nicht, das Volk zu beherrschen. Man kann es in einem einzigen kurzen Satz zusammenfassen: Ausgleichen ist besser als herrschen. 

Ein Traum wird Wirklichkeit

Einige Leute werden jetzt wahrscheinlich sagen: Das mit den Ausgleichern klappt niemals. Es ist ein schöner Traum, mehr aber nicht. Unser Parteiensystem ist fest etabliert. Die Politiker lassen sich die Macht nicht aus der Hand nehmen. Die werden das Volk nicht am politischen Prozess beteiligen, denn dadurch würden sie ja selbst etwas abgeben müssen. Unser System bleibt so, wie es ist. Mindestens für die nächsten hundert Jahre.

Das ist ein gewaltiger Irrtum. Die Dinge ändern sich schneller, als man denkt. Dafür gibt es eine historische Parallele: der Niedergang des Kommunismus. Noch Mitte der Achtzigerjahre dachten viele Menschen, die Mauer würde die nächsten hundert Jahre stehen bleiben. Und dann ging alles ganz schnell. 1990 flog die DDR auf den Müllhaufen der Geschichte, die Sowjetunion folgte ein Jahr später. Die Entwicklung ist damit aber nicht abgeschlossen. Auch das System der Pyramide wird eines Tages verschwinden.

Woher weiß ich das so genau? Ganz einfach: Es ist der nächste vernünftige Schritt. An dieser Stelle sollten wir uns noch mal das Symbol der Treppe in Erinnerung rufen. Auf meinem Blog Konrad Pilger Blogspot seht ihr eine Treppe, die die Entwicklung der Menschheit darstellt. Am Anfang waren wir primitiv und aggressiv, doch dann sind wir allmählich aufgestiegen. 500 vor Christus entstand die erste Demokratie in Griechenland, im Jahr 930 wurde auf Island das älteste noch bestehende Parlament eingerichtet und so weiter. Diese geistige Evolution wird sich für eine lange Zeit fortsetzen.

Viele Menschen sind heute unzufrieden mit dem Zustand unserer Demokratie. Sie wollen sie nicht abschaffen, aber besser machen. Sie wollen mehr Mitbestimmung, sie wollen einfachere Strukturen, die leichter zu durchschauen sind und mit denen man Probleme wirksam lösen kann, anstatt sie immer nur vor sich her zu schieben. Deshalb ist es völlig logisch, dass wir die aufgeblähten Machtapparate schrittweise reduzieren und sie durch Systeme des Ausgleichs ersetzen. Die Pyramide wird verschwinden, die Waage wird sich durchsetzen.

Und wann wird es geschehen? Das kann man heute noch nicht sagen. Vielleicht in zwanzig Jahren, vielleicht in fünfzig oder hundert Jahren. Aber es wird geschehen, garantiert, mit hundertprozentiger Sicherheit. Es liegt schon vor uns im Feld der Möglichkeiten. So wie die alte Form der Demokratie, die Stufe eins, schon immer existiert hat, so war auch das System der Ausgleicher, die Stufe zwei, schon immer vorhanden. Wir müssen uns nur darüber bewusst werden. Wir müssen den Mut haben, die nächste Stufe auf der Leiter Evolution zu erklimmen. Und wenn wir es nicht tun, dann tut es eben die nächste Generation. Es wird ganz sicher geschehen.

Deshalb gibt es auch keinen Grund für Pessimismus. Vor uns allen liegt eine wunderbare Zukunft. Aus zwei Gründen:

1. Es wird mehr Mitbestimmung geben. Aus der repräsentativen Demokratie, in der nur wenige Menschen Macht besitzen, wird eine echte Volksdemokratie, an der sich jeder beteiligen darf.

2. Weil viel mehr Menschen ihre Ideen einbringen dürfen – darunter auch echte, unabhängige Experten – werden Probleme wirklich gelöst und nicht nur weiter in die Zukunft verschoben. Die Politiker werden viel bessere Entscheidungen treffen, die unser Land und unsere Gesellschaft deutlich voranbringen.

So, das soll für heute genug sein. Das System der Ausgleicher ist damit aber erst ansatzweise erklärt, es gibt noch wesentlich mehr Unterschiede zur alten Form der Demokratie. Viele weitere Informationen folgen in den nächsten Podcasts. Wer jetzt schon mehr erfahren will, kann meine Bücher lesen. Bestellen könnt Ihr sie über konrad-pilger.blogspot.com.

Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit und wünsche alles Gute

Euer Konrad Pilger